Auf Empfehlung sind wir nach Bali, genauer Tulamben, im Nordosten der Insel gefahren. Vorneweg, ich habe hier die besten tropischen Tauchgänge seit Jahren unternommen. Steilwände, Wracks, Großfische, (fast) intakte Korallenriffe sowie die "Freiheit jederzeit zu Tauchen wann und wo man will".
Ein weiterer Bonus, gerade in Südostasien: Die Tauchbasis gehört nicht der PADI-Geldvermehrungsorganisation an. Mit anderen Worten, man leiht lediglich Tanks und Blei aus, bei Mitnahme der eigener Ausrüstung. Niemand fragt nach Tauchschein o. Logbuch, ganz zu schweigen von irgendwelchen dubiosen Vorschriften. Mit anderen Worten, Tauchen vom Feinsten.
Vor Abreise erfolgt dann die Abrechnung, 10 Tauchgänge mit Flaschentransport zum Wasser kosten ca. € 90,- das ist unschlagbar. In diesem Preis ist sogar der "Porter"-Service eingeschlossen. Porte sind die Trägerinnen, die gleich 2 komplette Tauchgeräte auf ihren Köpfen zum gewünschten Platz tragen. Das war für uns schon gewöhnungsbedürftig, nur mit der Tauchbrille in der Hand hinter den Damen herzulaufen, aber damit verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt.
So gut wie alle Spots sind von Land aus betauchbar. Wenn das dann doch mal "zu anstrengend" ist, wartet schon ein Einheimischer mit seinem "Jugung", dem balinesisches Auslegerboot. Ein Fischer fährt 2 Taucher für umgerechnet € 7,- zum gewünschten Platz und holt einen auch wieder ab, meistens jedenfalls.
3 Weltklassetauchspots liegen direkt vor dem schwarzen Lavastrand
Auch im November fuhren wir mit einer Jugung zum Haishooting nach Batu Kelebit, leider war kein Schwanz zusehen. Die, mir von einem Tauchkamerad freundlicherweise z. V. gestellte, Tauchlampe befindet sich immer noch im Dauertest vor Batu Kelebit. Mittlerweile dürfte die Batterie leer sein. An einem der folgenden Nachmittage setzt dann vor Alamanda doch noch mäßige Strömung ein und die Haie sind da. 4...5 Tiere cruisen ziemlich hektisch in kürzester Distanz um meine "Aussichtsterasse" auf 50 m Tiefe. Unter den Weißspitzenriffhaien befindet sich auch ein kleinerer Blacktip. Meine Kamera (Einsatztiefe bis 40m) löst leider automatisch nach Einschalten u. Blitzbereitschaft aus, für ein Alibifoto reicht's aber noch. Außer den Haien und mir war nämlich niemand hier, da die werten Tauchkameraden sich ausruhten. Am Spätnachmittag, mittlerweile setzte Dunkelheit ein, waren nur noch 2 Tiere, darunter auch der Blacktip, anzutreffen.
Im November haben wir der Jemaluk Bay in Amed einen weiteren, diesmal etwas enttäuschenden, Besuch abgestattet. Erst eine nervige Diskussion mit einem merkwürdigen Platzwächter. der wollte nur unser Bestes, nämlich unser Geld für zu entrichtende Gebühren an die "Organization". Dann schlechte Sichtweiten u. Gegenströmung. Dem einen o. anderen Tauchkameraden ging dann doch ziemlich schnell die Luft aus.
Auf 10m Tiefe befindet sich in der Einöde eine eindame Putzerstation… An 2 Abenden habe ich hier auch den täglichen Konvoi von über 20 großen Büffelkopfpapagaienfische beobachten können. Die Tiere verbringen die Nächte im Liberty Wrack und schwimmen morgens zur "Arbeit" Richtung Alamanda, d.h. sie Ernten die dortigen Hartkorallenbestände ab.
Die Nachttauchgänge haben wir fast ausschließlich am und im Liberty Wrack durchgeführt. Es gibt einfach keinen besseren Nachttauch-Spot in der Gegend.
Die Büffelkopfpapageinefische (o. auch Bumpheads) u. andere Kaliber lassen sich nachts in aller Ruhe, ablichten. Man sollte sie nur nicht zu lange belästigen. Die Tiere, geblendet durch Licht u. Blitz sowie in Trance, kollidieren sont mit allen möglichen Hindernissen und können sich somit verletzen.
Der "Rekord" von den Philippinen konnte auch im November gehalten werden. 12 Tauchgänge in etwas mehr als 3 Tagen sowie ca. 18 stunden unter Wasser ist auch in Tulamben noch nicht üblich.
Kulturell musste dann am letzten Tag noch der "Besaki" Tempel, am Fuße des Gunung Agung, als Alibi herhalten. Man möchte ja nicht als kultureller "Depp" dastehen. Der Tag klingt dann auch noch stilecht im Mc Donalds am Flughafen aus. Wir kommen immer wieder, aber das ist sowiso schon klar.
Hinsichtlich der Tauchbedingungen erweist sich der November als nahezu optimal. Die Sichtweiten sind allerdings geringfügig schlechter als im Sommer (Mai bis September). Besonders in den Vormittagsstunden liegt die See spiegelglatt da, Strömung nahezu Null, leider! Somit bleiben auch die Haie meistens außer Sichtweite.
© Steffen Gross, 2013