Die Halbinsel umd den Rai Leh Strand (auch Railay Beach), nahe Ao Nang war für mich seit nahezu 2 Jahrzehnten der Maßstab, bzw. die "Richterskala" für die Güte des tropischen Strand schlechthin. Rai Leh ist immer noch auschließlich per Boot zuerreichen, die beeindruckenden Felsen stehen noch da, das war's dann aber auch mit vergangenen Gemeinsamkeiten
Wo es früher einsam war, tummeln sich heute Tausende Leiber unter bunten Sonnenschirmen am bootsüberfüllten Strand. Die Kokospalmenhaine im Innern der Halbinsel, sind bis auf einige kümmerliche Restbestände, den zahllosen Resorts aller Preisklassen gewichen. Und es wird weiter gerodet und gebaut, jede freie Fläche unterliegt kommerzieller Nutzung.
Und richtig, nicht der Tsunami vom Dezember 2004 hat die Kokospalmen gefällt, hier wurde ein ehemals spektakuläres Naturparadies dem gleichen Schicksal wie Krabi zugeführt. Damals standen hier ein paar Buden u. Übernachtungsmöglichkeiten waren rar, keine zahllosen Tauchbasen, keine "Resorts", keine Nepper u. Schlepper, keine Internetcafes und Discotheken. Man sollte annehmen, der Tsunami wäre eine Chance gewesen, diverse Bausünden auszubügeln. Es ist aber zu vermuten, daß es kurz vor der Welle auch nicht anders als heute ausgesehen hat, vielleicht ein paar Baustellen weniger. Dennoch finden wir eine nette Backpacker-Unterkunft im Inselinnern.
Es gibt hier auch heute noch schöne Strände, man muß nur den ohrenbetäubenden Lärm der zahllosen Taxi-"Longtail"-boote ignorieren, die permanent zwischen Sonnenauf - u. Untergang vrekehren. Schwimmen außerhalb speziell abgesperrter Abschnitte ist lebensgefährlich, doch dazu gleich mehr.
Eine ausnahmsweise freudigige Überraschung war es allerdings, daß vor dem Long Beach Felsenriff noch immer die Riffhaie im Flachwasser patrollieren. Damals hatte ich leider keine Unterwasserkamera, diesmal schon. Die Kathi ist jedenfalls von den Tieren "respektvoll" begeistert.
Später , schnorchele ich alleine am immer noch (einigermaßen) intakten Riff entlang und dann passiert's… Den Bug registriere ich erst, als das Longtail-boot mich schon überfährt. Der Schiffsschraube kann ich entkommen und tauche, sogar lebend, hinter dem sich entfernenden Boot wieder auf. Die Taucherbrille ist fort, die Zunge schmerzt und das Wasser färbt sich rot, die Riffhaie sind auch nicht weit weg (wie im schlechten Film). Zurück am Ufer sind Kathi und Tina über das Erscheinungsbild des Zombi aus dem Wasser "not amused". Normalerweise hört man herannahende Boote, durch die bereits erwähnte Dauerbeschallung hab' ichs leider nicht mehr wahrgenommen. Wie auch immer, die Krankenschwester im Inselhospital näht meine Stirn mit 6 Stichen wieder zusammen.
Gegen Abend wird's hier doch tatsächlich einsam. Kaum Übernachtungsgäste, zeitlich begrenzter Strom aus dem Generator und schlechtes Essen. Kathi u. ich verbringen die Nacht draussen in der Hängematte (natürlich mit Moskitonetz).
Am letzten Tag, nach morgendlichem Beachen, füllt sich der Strand dann doch wieder mit Menschen u. wir fahren, entgegen dem "Strom", zurück auf's Festland. Die abschließende Tour mit 2 Motorrollern ist dann doch noch ein schöner Abschluß unseres Urlaubs.
Nahe des Flughafens schnell ein Auto gemietet und schon geht's entlang der Insel-Ostküste in Richtung Süden. Hotelburgen? Übervölkrte Strände? Ballermanntourismus? Fehlanzeige. Stattdessen erwartet uns ländliches Leben, ein kleiner Nationalpark mit Wasserfall (Bang Pae) und Ruhe. Vor einem neuen Restaurant am Straßenrand halten wir an. Die Besitzer teilen uns jedoch mit, daß die Eröffnung erst in einigen Tagen stattfindet und laden uns zum Essen ein (wir sind somit die ersten Gäste). Auf Ko Ray (Ko=Insel), über eine Brücke mit der Hauptinsel verbunden, leben sogar noch Seenomaden, die Chao Le. Am südwestlichen Inselzipfel quartieren wir uns in einer wunderschönen Holzhütte am Nai Harn Beach ein. So ähnlich hatte ich Thailand von früher in Erinnerung.
Um es nicht zu beschönigen, die "Klischee"-Touristenszene gibt es auch und zwar hauptsächlich an der zentralen Westküste Phukets, um Patong. Somit kommen alle Ansprüche auf ihre Kosten. Im Khao Phra Thaeo National Park begeben wir uns auf mehrstündige Wanderung durch den Regenwald, immer einem kleinen Fluß (Ton Sai waterfall) entlang. Das Baden im Süßwasser macht wirklich mehr Spaß als im Meerwasser, es klebt auch hinterher nicht so. Irgendwann verweigert die Weiberschaft dem allmächtigen Führer (also mir) die Gefolgschaft und zur Vermeidung einer offenen Meuterei dreht die Expedition um.
Wenn man schon alle Tempel dieser Welt gesehen hat, kommt's auf einen auch nicht mehr an. Dem Wat Phra Tong ist allerdings eine Küche angeschlossen und wir dürfen Platz nehmen. Erst nach üppiger Mahlzeit stellt sich heraus, daß wir uns quasi zum Leichenschmaus einer Trauergemeinde eingeladen haben. Na ja, die Trauernden waren gar nicht so traurig und wir satt. Eine kleine Spende an die Witwe des Verstorbenen erleichtert unser Gewissen.
Abens noch mal auf dem Nachtmarkt bei der Nahrungsbeschaffung für die kleinen u. großen Fressis. Den "Großen Buddha von Phuket" erleben wir eingerüstet. Die Baurbeiten am Mingmongkol Buddha dauern noch an.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Thailand sein primäres Kapital, die ehemals spektakulären Naturlandschaften, mittel- bis langfristig vernichtet, anstatt qualitativ zu vermarkten. Den Touristen aus aller Welt selbst kann man da sicher weniger Vorwürfe machen, solange Pauschalarrangements zu Dumpingpreisen angeboten werden. Nebenbei, Bilder können natürlich lügen, wie einige der beigefügten Fotos belegen (man sieht ja nur den Ausschnitt, den man sich wünscht).
Gerade von Phuket (das war schon "zu meiner Zeit" berüchtigt) hätte ich am wenigsten erwartet, noch idyllische Flecken zu finden. Wie sehr man sich doch täuschen kann…Wer (fast) menschenleere Strände sucht, wird diese in Thailand noch nahe Thai Muang (zwischen Phuket u. Kao Lak finden).
© Steffen Gross, 2015