Warnung
Diese Hoehlen sind kein Sporttaucherziel!
Das Eindringen in diese Hoehlen...
-ohne Hoehlentauchausbildung
-ohne Hoehlentaucherfahrung
-ohne Hoehlentauchausruestung
ist lebensgefaehrlich!
Das Team setzt sich zusammen aus...
- Dr. Maxime de Gianpietro, Organisator (Schweiz)
- Mario Marconi, Vorstoßtaucher (Italien)
- Frédéric Martin Unterstützungstaucher (Frankreich)
- Thomas Parnet, Support (Frankreich)
- Margit Hohl, Support (Schweiz)
- Markus Fuchs, Support (Schweiz)
- Steffen Gross, Support (Deutschland)
Alle Support-"Sherpa" sind selbst aktive Höhlentaucher, das erleichtert auch die internationale Kommunikation. Wenn es dennoch mal klemmt, hilft Maxime mit seinen umfangreichen Sprachkenntnissen aus.
Die Ausrüstung für den ersten Erkundungstauchgang der beiden Taucher muss durch einen ca. 300m langen Trockengang zum 1.ten Siphon befördert werden. Hierbei sind u.a. Engstellen, ein mit Seil versicherter Calzitruecken, sowie ein knietiefer, 100m langer, Lehmgang zu überwinden. Alle Teilnehmer sind mit klassischer Speleoausruestung ausgestattet. Die Taucher tragen zusätzlich unter dem Schlatz ihre Neoprenanzüge
Nach Entzünden der Karbidlampen setzen wir uns in Bewegung. Schon nach wenigen Metern beginnt die Kletterei, unterbrochen nur vom Kriechen durch diverse Engstellen. Das Equipment, einschließlich der Tauchgeräte, wird hierbei ausschließlich in Schleifsäcken transportiert. Die Drucklufttauchgeräte sind 7l-Stahlflaschen, auf 300bar Enddruck gefüllt, "Schwitzen" beim Materialtransport inbegriffen. Die Schleifsäcke werden ihrem Namen wirklich gerecht. Die einzig wirklich aufrecht passierbare Passage ist mit zähem, nassen Lehm gefüllt. Schon mancher ist von hier ohne seine Stiefel zurückgekehrt. Dennoch, irgendwie ist das, zumindest für mich, eine Riesengaudi. Auch die letzten halbwegs sauberen Körperpartien und Ausruestungsgegenstaende sind jetzt mit Lehm überzogen. Wir überwinden. einen letzten abfallende Gang und stehen endlich vor dem Siphon. Glasklares Wasser lässt mein Herz höherschlagen, aber Tauchen gehen heute die anderen.
Unsere beiden Taucher werden in Teamarbeit startklar gemacht. Sie nutzen Sidemount- und Backmounttechnik. Bei letzterer verbleiben die Doppelflaschen allerdings im (Ruck)-Schleifsack und werden mit Gummibändern ("Snoopy-Loopy") gegen Verrutschen gesichert. Beim Anblick unserer beiden "fertig montierten" Taucher schmunzele Ein DIR-Taucher würde wohl weinen. Nein, diese Höhle ist nach DIR (für den unkundigen Leser: DIR = "Doing It Right", so deren Verfechter, siehe auch im Internet unter dem gleichen Stichwort) schwer zu betauchen. Multisiphons, wirkliche Engstellen und Solotauchen sind nach diesem Prinzip nur mit Einschränkungen vorgesehen und verlangen nach individuellen Lösungen.
Die "Helden" tauchen schließlich in das nun nicht mehr so klare Wasser ab. In der Zwischenzeit bohren wir neue Haken und spannen ein Seil zum Siphon, um den Ein- u. Ausstieg für zukünftige Tauchgänge zu erleichtern.
Die Beendigung des Tauchgangs bedeutet noch nicht das Ende der Hoehlenbefahrung, oder anders ausgedrückt: was reinkommt, muss auch wieder raus! Aber irgendwann erreichen wir dann glücklich und ein bisschen erschöpft das Höhlenportal. Ein Wasserfall in unmittelbarer Nähe zum Portal erweist sich als Glücksfall, können wir uns doch gleich den, noch nassen, Lehm abwaschen lassen.
Der eigentliche Tauchgang in unbekannte Welten soll bald erfolgen. Dann wird Mario einen "Buddy-Inspiration"-Rebreather einsetzen und ich hoffentlich diesen Bericht ergänzen.
Der Quellteich ist durch eine Mauer eingefasst. Das Portal ist mit wenigen Schritten durch den Bachlauf erreicht. Zu unserem Vorteil, hält sich die Schuettung heute in Grenzen und wir tauchen in den ca. 6m tiefen Eingangsschacht ab und befestigen die mitgebrachte Führungsleine. Die Sichtweite ist recht ordentlich. Der Gang führt in horizontaler Richtung ca. 50m weiter und steigt dann bis 0m zu einem luftgefüllten Teil wieder an. Hier müssen wir uns etwas anstrengen, um gegen die, heute leichte, Strömung in den darauf folgenden Schacht zu gelangen. Wir befestigen unser Reel an der hier beginnenden Permanentleine. Weiter geht es nahezu senkrecht abwärts auf 24m Tiefe, dann, nach Passieren einer einfachen Engstelle wieder vertikal abwärts. In 50m Tiefe stoppe ich den Abstieg und verweile einen Moment. Der Schacht setzt sich weiter fort. Weit über mir sehe ich Margrits Silhouette, unwirklich Illuminiert durch ihre Helmlampen. Es wird Zeit für den Rückzug, nicht nur wegen des Luftvorrats. Auch meine Hände werden, in dem nur 4°C "warmen" Wasser langsam aber stetig kühler. Eine sanfte Strömung trägt uns zurück zum Portal.
Margrit schlüpft mit ihrer Sidemountkonfiguration schnell durch. Ich schiebe mich, auf dem Bauch liegend und Fuesse voran, weit weniger elegant, durch die Öffnung. Warum nur denke ich jetzt an ein Zäpfchen? Kurz nach Passieren des Eingangsbereichs gelangen wir an eine T-Kreuzung und haben die Qual der Wahl. Wir folgen dem linken Gang stetig abwärts. führend bis zu einer Engstelle in 22m Tiefe. Es folgt eine Wiederholung der Szene im Eingangsbereich. Diesmal glaube ich, ein spöttisches Grinsen hinter der Maske meiner Tauchpartnerin zu sehen. Nur Einbildung? Wenige Meter nach der Engstelle gelangen wir an eine nach oben führende Vertikal-spalte und folgen dieser bis auf 10m Tiefe.
Natürlich will der rechtsseitige Gang auch erkundet werden. Phantastische Felsformationen lassen keine Langeweile aufkommen. In Gedanken schieße ich ein Foto nach dem anderen. Ach ja, die UW-Kamera liegt wohlbehütet zu Hause und erholt sich von dem Ardeche-Trip. Nach 120m Tauchstrecke in einer Maximaltiefe von 11m strecken wir unsere Köpfe in einer großen Galerie aus dem Wasser. Auch für diese Höhle gilt...wir kommen wieder, bald.
Gerade dem schlechten Wetter der Ardeche entflohen, kündigt sich nun auch im Franche Comte schlechtes Wetter an. Die Source Bleue Montperreux ist ebenfalls nicht mehr vernünftig betaucht. Auch hier bietet sich eine Alternative an: Source de Doubs zeigt sich ziemlich resistent gegen das Schmuddelwetter und einem Tauchgang steht nichts im Wege.
Die Ausrüstung (heute Doppel-7 und 7-ltr-Stage) wird zweckmäßigerweise von der erhöhten Uferbefestigung zum Wasser abgeseilt. Eine, am Ende mit Blei beschwerte, Sicherheitsleine kann vor dem Tauchgang im Quelltopf verankert werden, um einer unfreiwillige Flussfahrt zu entgehen.
Grünliches, aber durchaus klares Loue-Wasser empfängt den Taucher. Nach wenigen Metern im Quelltopf geht es in steilem Winkel über losen Kiesgrund abwärts. Eine, auch mit Backmountkonfiguration, relativ leicht zu bewältigende Engstelle ist in zu passieren. Das Höhlenprofil ist ansonsten recht großräumig. In m Tiefe verengt sich der Siphon zu einer kluftspaltenartigen Horizontaltraverse. Kurz vor Ende der Passage und Wiederanstieg kehre ich um.
Die Gouron ist, zumindest in diesem Abschnitt, problemlos zu betauchen. Angenehme Wassertemperatur (im Vglch. mit anderen Quellen der Umgebung), helles Gestein, das großräumige Profil und das Fehlen von Sedimentablagerungen machen das Tauchen zum Genuss.
© Steffen Gross, 2013