Höhlentauchen in Italien - Elefante Bianco & Grotta dei Fontanazzi

  • Elefante Bianco (2006)
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  • Elefante Bianco (2006)
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  • Oliero-Team: Patrick Bonnetsmueller, Claus Jungkunz, Steffen Gross(2007)
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Warnung

Diese Hoehlen sind kein Sporttaucherziel!

Das Eindringen in diese Hoehlen...

-ohne Hoehlentauchausbildung

-ohne Hoehlentaucherfahrung

-ohne Hoehlentauchausruestung

ist lebensgefaehrlich!

  • Elefante Bianco
  • Grotta dei Fontanazzi
  • Elefante Bianco

    Das Wasser schimmert grün-bläulich, nicht so kristallklar, wie ich es von diversen Fotos aus dem Internet in Erinnerung habe. Ein richtiger Wildbach ergießt sich aus dem Quelltopf in den Bachlauf. Der gegenwärtige Wasserstand (im April) des Vorfluters ist zweifelsohne ca. 1,5m höher als normal. Hierfür sprechen auch ein blühender Baum im Wasserlauf, sowie frische Grasflächen unter der Oberfläche. Nach kurzer Überlegung, entscheide ich mich für einen ersten Erkundungstauchgang.

    Die Permanentleine (aus weiß ummanteltem Stahldraht) ist schon im Quelltopf fixiert. In ca. 20m öffnet sich das großzügige Eingangsportal in die eigentliche Höhle. Trotz der hohen Schüttung aus dem Quelltopf ist hier, bedingt durch den großen Portal-querschnitt, nur eine mäßige Strömung bemerkbar. Die Leine führt mich in moderatem Gefälle immer weiter in die Höhle. Noch in ca. 35m Tiefe ist das grüne Schimmern des Portals zu sehen. Zu meiner Linken führt (nach einem kurzen Gap in 41m Tiefe) eine Caveline aufwärts steigend in mir unbekannte Höhlenregionen. Ich folge weiter der Hauptleine. Die Höhlenwände weiten sich zu einem, mir bisher unbekannten Ausmaß. Mein 20W-Halogenlampe (und auch der nachfolgend eingesetzte 35W-Brenner) vermag das Gangprofil nicht mehr auszuleuchten. Die stabile Permanentleine endet in ca. 50m Tiefe. Mit dem Reel überbrücke ich ein kurzes Gap und gleite der weiterführenden Caveline an einer nahezu senkrechten Wand in den „Abyss“. Bei meinem 2.ten Abstieg am nächsten Tag stoppe ich den Abstieg in einer Tiefe von 74m. Schwer vorstellbar, sich in einer gewaltigen gefluteten Kammer zu befinden, vielmehr glaubt man sich auf einem Nachttauchgang in irgendeinem See. Zu groß sind die Dimensionen des P. Subiolo.

    Auf einem der nächsten Tauchgänge erkunde ich den weiter oben erwähnten Abzweig. Nach wenigen Metern erreicht man ein weiteres T, diesmal mit Marker markiert. Die senkrecht nach oben führende Leine ignoriere ich erst mal und folge der nach rechts abzweigenden. Auch diese führt bald senkrecht nach oben und weiter durch einen glockenförmigen Raum. Hier befindet sich der Taucher im höchsten, geschlossenen, Abschnitt der Höhle (min. 30m Tiefe). Das Wasser in diesem teil separiertem Raum ist kristallklar. Happo und ich haben auf einem späteren Tauchgang an dieser Stelle das einzige Fotoshooting durchgeführt, da nur hier (unter den gegebenen Bedingungen) der „optische Eindruck“ einer Höhle gegeben ist. Die Leine mündet wieder an der zuvor beschriebenen Stelle.

    Fazit

    Die E. Bianco ist aus technischer Sicht eine einfach zu betauchende Höhle, Engstellen sind in dem von uns betauchten Bereich definitiv nicht vorhanden.

    Orientierungsschwierigkeiten treten nicht auf, solange man die Permanentleinen nicht verlässt und Gaps (und sind sie auch noch so klein) zu weiterführenden / abzweigenden Leinen konsequent mit einem Reel überbrückt.

    Problematisch, zumindest auszehrend, dürften die rel. langen Dekompressionszeiten, bei tiefen Abstiegen, im Quelltopf sein. 30 - 40min „gepflegte Langeweile“ haben wir bisher immer erreicht. Die Wassertemperatur ist, im Verhältnis zu „unseren“ nördlichen Alpenhöhlen, mit ca. 9°C relativ angenehm, somit hält sich die Auskühlung in Grenzen.

    Strömungen sind kaum vorhanden (Stand: April, Mai) aber das kann sich möglicherweise jahreszeitlich und witterungsbedingt ändern.

    Die Sichtweiten dürften von Spätsommer bis einschließlich Winter sicher besser sein.

    P. Subiolo ist dennoch nicht ungefährlich. Hierzu tragen sicherlich 2 Faktoren bei:

    Die rel. leichte Zugänglichkeit und die schnell erreichbaren großen Tiefen dürften in der Vergangenheit schon manchen Sporttaucher ohne adäquate Ausbildung und Ausrüstung zum Abstieg ohne Wiederkehr verleitet haben. Als Folge war der Quelltopf viele Jahre generell gesperrt. Er wurde erst letztes Jahr wieder freigegeben.

    Grotta dei Fontanazzi

    Ein Trampelpfad führt einen Hang, direkt an der Bahnstrecke, hinunter. Parallel dahinter verläuft die Schnellstraße. Alles in allem kein Platz am Busen der Natur, dennoch liegt die kleine Quelle selbst, am Fuße einer Felswand, zu Anfang eines natürlichen, schön bewachsenen, Bachbetts.

    Der Zugang ist nicht ganz so einfach. Der Höhenunterschied von der Betonwand einer einseitig künstlichen Einfassung zum Bachbett beträgt gerade mal ca. 3m, ein Abklettern mit Tauchausrüstung ist jedoch unmöglich. Die Tauchgeräte lassen wir, mehr oder weniger vorsichtig, mit einem Abschleppseil (dicker und griffiger als ein Kletterseil) zum Boden herab. Die Tauchgeräte können vor dem Portal zwischen den Felsblöcken zum bequem Aufsetzen in Position gebracht werden. Bei meinem 1.ten Besuch bemerkte ich unmittelbar vor dem Abtauchen das Fehlen meines Computers, heute darf der Happo noch mal hoch zum Auto. Dann tauchen wir im kleinen Quellteich ab. Bei meinem 1.ten Besuch vor zwei Wochen war das Wasser kristallklar. Heute ist es nicht viel besser als in der E. Bianco. Die max. Horizontalsichtweite beträgt ca. 5…6m. Ich spule das Reel ab, Happo fixiert hinter mir die Leine im Gang an Felsvorsprüngen und losem Gestein. Der vertikale Eingangsschacht alleine ist fast schon einen Tauchgang wert. Er ist sehr zerklüftet, mit mehr oder weniger großen Seitengängen. Ausgerüstet mit einer 2x15ltr-backmount-Konfiguration und großem Akkutank an der Hüfte, arbeite ich mich wie ein „Zäpfchen“ nach unten. Falsche Rücksichtnahme auf das Equipment ist hier nicht angebracht. Die „teil zerstörende“ Materialprüfung endet erst bei Erreichen des Quergangs in 18m Tiefe. Hier befestigen wir unser Reel an der beginnenden Permanentleine und folgen dieser in den Berg.

    Die Geologie der Fontanazzi ist phantastisch. Auswaschungen, Fließfacetten, Schichtfugen und Erosionen bilden eine bizarre Felsenlandschaft. Während unseres Vorstoßes an der Hauptleine passieren wir zwei Gaps rechter Hand mit anschließenden Permanentleinen. Auf dem Rückweg lassen wir uns von der moderaten Strömung mit geringer Flossenunterstützung in Richtung Ausgang tragen. Dort nehmen wir den Eingangsschacht genauer in Augenschein. Ich staune nicht schlecht, als vor mir eine Geschützgranate großen Kalibers in einem der Seitengänge an der Wand „ruht“. Wenig später entdecke ich noch eine weitere Granate unweit der 1.ten Stelle. Dem Aussehen nach handelt es sich um Munition aus dem 1. Weltkrieg, möglicherweise entsorgt nach späterer Freilegung im Rahmen von Bauarbeiten an der Bahnstrecke oder der SS47, aber das ist nur eine Vermutung. Happo ist von meinen (wirklich nicht ernst gemeinten) Bergungshandzeichen „not amused“.

    Bei unserem 2.ten Tauchgang überbrücken wir das 1.te Gap mit einem Reel und folgen der Leine ca. 200m bis zu einer durchgehenden T-Kreuzung. Wir setzen einen Marker (Richtungspfeil, zum Ausgang zeigend) und folgen dem linken Abzweig, in der Hoffnung, wieder auf die Hauptleine zu treffen. Leider ist unser Atemluftvorrat nach wenigen Metern zu 1/3 verbraucht und zwingt uns zur Umkehr. Nicht zuletzt sichert diese konsequente Disziplin unser überleben in solcher Umgebung: „Daumen hoch“ bei Erreichen des „Umkehrdrucks“ (oder aus jedem anderen Grund) bedeutet zurück zum Ausgang, selbst wenn das vermutete Ziel nur noch wenige Meter entfernt scheint (denn „Vermuten“ ist nicht gleich „Wissen“).

    Fazit

    Die Fontanazzi ist eine anspruchsvolle Höhle, die Spielraum für viele Tauchgänge hergibt. Die E. Binco verblasst diesbezüglich gegenüber der Fontanazzi. Schon der Zugang sowie der Eingangsschacht werden unerfahrene Höhlentaucher eher von einer Befahrung abschrecken. Das Tiefen-profil ist wechselhaft, erlaubt aber im Bereich der 1.ten 300m ausgedehnte Tauchgänge mit geringer Dekompressionszeit (Annahme: Verwendung von Luft). Insbesondere an den Gaps und T-Kreuzungen (siehe oben) sollte unbedingt eine temporäre Kennzeichnung mittels Reel bzw. Marker zum Ausgang hin erfolgen, auch wenn die Richtung klar erscheint. Im Falle einer „unvorhersehbaren Ausnahmesituation“ ist erfahrungsgemäß nichts mehr so „klar“ wie das Unklare.

    Obwohl das Gangprofil eher überschaubar ist, erscheint dieses auf dem Rückweg im wahrsten Sinne des Wortes in einem anderen Licht. Ursache hierfür ist das zerklüftete und ausgewaschene Gestein, das dem Taucher je nach Perspektive eine „scheinbar“ andere Gestalt vermittelt.

    Nebenbei: schlechte Sichtweite in der E. Binco und den Höhlen des Oliero-Systems auf der anderen Talseite bedeuten nicht zwangsläufig auch schlechte Sicht hier (so bereits erlebt).

    Auch hier sind die Wassertemperaturen mit ca. 9°C rel. erträglich.

    © Steffen Gross, 2013